Lebenslauf des Thomas Mann
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 als Spross einer alteingesessenen, wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Zu seiner engeren Familie zählten seine drei Geschwister Heinrich, Julia und Karla. Nach dem Tod des Vaters, der 1891 an Krebs starb, übersiedelte die Familie 1894 nach München, wo Thomas Mann zunächst als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft tätig war und Vorlesungen an der Technischen Universität belegte. Nach einem zweijährigen Italienaufenthalt mit seinem Bruder Heinrich (1896-1898, Rom und Palestrina) versuchte er sich zwischen 1898 und 1899 literarisch als Mitarbeiter von Albert Langens satirischer Zeitschrift Simplicissimus und knüpfte vielfältige Beziehungen zu Münchener Künstlerkreisen. Mann publizierte in dieser Zeit erste Erzählungen (Der kleine Herr Friedemann, 1898), doch der eigentliche Durchbruch zum angesehenen Schriftsteller gelang ihm 1901 mit dem Roman Buddenbrooks, Verfall einer Familie, wofür er 1929 den Nobelpreis erhielt. Bedeutsam für die eigene private und wirtschaftliche Existenz wurde die Begegnung mit Katia Pringsheim (1883-1980), die einem wohlhabenden, hoch angesehenen jüdischen Elternhaus entstammte und ihn 1905 heiratete. Neben dem Roman Königliche Hoheit (1909) entstanden zahlreiche Erzählungen, wie Der Tod in Venedig (1912) und die Novellensammlung Das Wunderkind (1914). Seine patriotisch-enthusiastische Haltung zum Ausbruch des 1. Weltkrieges schrieb er in einigen Streitschriften und in dem Buch Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) nieder, in dem er auch gesellschaftliche Fragen erläuterte. Weiterhin machten ihn sein vermehrtes öffentliches Auftreten und der Erfolg seines 1924 erschienenen philosophisch-zeitkritischen Romans Der Zauberberg zu einer zentralen Figur der deutschen Philosophie. Mann befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Vortragsreise im Ausland — ohne zu wissen, dass er sich bereits im Exil befand — und sollte erst nach dem 2. Weltkrieg wieder nach Deutschland zurückkehren. Die offizielle Ausbürgerung erfolgte 1936. Bis 1938 blieb er vorwiegend in der Schweiz. Im selben Jahr ging er an die Universität Princeton (New Jersey) und lebte 1942 bis 1952 im kalifornischen Pacific Palisades (ab 1944 als amerikanischer Staatsbürger). Eine konkrete Auseinandersetzung mit dem seinerzeit aktuellen Thema persönlicher und künstlerischer Integrität unter der Diktatur folgte 1947 mit dem Roman Doktor Faustus (1947). Der erste Deutschlandbesuch nach Kriegsende galt der Verleihung der Goethe-Preise in Frankfurt am Main und Weimar im Jahr 1949. Er verbrachte die letzten Lebensjahre in der Schweiz, zunächst in Erlenbach (Kanton Zürich), später in Kilchberg bei Zürich, wo er am 12. August 1955 starb. Unter den Werken der späten Schaffensphase ragen der Roman Der Erwählte (1951) und die Erzählung Die Betrogene (1953) sowie die Endfassung der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954) hervor.
Thomas-Mann
GründungNach dem Tode Thomas Manns (1875-1955) übergab die Erbengemeinschaft 1956 seinen literarischen Nachlass, persönliche Gedenkstücke und die Ausstattung seines letzten Arbeitszimmers der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Diese gründete in der Folge das Thomas-Mann-Archiv (TMA). 1961 richtete sich das TMA im 2. Stock des Bodmerhauses ein, wo schon seit Jahrhunderten Kunst und Literatur zuhause sind. Zu den namhaftesten auswärtigen Besuchern des Literaten Johann Jakob Bodmer, der hier von 1739-1783 wohnte, zählen Klopstock, Wieland, Ewald von Kleist und vor allem Goethe.
LeitungDas Thomas-Mann-Archiv wurde in den Jahren des Aufbaus von Dr. Paul Scherrer geleitet. Unter Prof. Dr. Hans Wysling (1961-1993) hat es eine überaus anregende Wirkung auf die wissenschaftliche Beschäftigung mit Thomas Mann und seinem Werk ausgeübt. Seit 1994 steht Dr. Thomas Sprecher dem TMA vor.
BeständeDas TMA beherbergt den Grossteil der noch vorhandenen Thomas-Mann-Autographen. In feuerfesten Safes lagern Manuskripte, Tagebücher, Notizbücher, Briefe und andere Handschriften mehr. Dazu kommen aufschlussreiche Vorarbeiten und Arbeitsmaterialien zu verschiedenen Werken und ihren Frühstufen.Das TMA hat den ihm übergebenen Nachlass nicht nur erschlossen, sondern nach Kräften auch ergänzt und Werkausgaben, Übersetzungen, Briefe, Schallplatten und andere Tonträger, Fotografien, Mikrofilme, Zeitungsartikel zu Tausenden und Zehntausenden gesammelt. Auch die Sekundärliteratur wird mit möglichster Vollständigkeit einmagaziniert. Diese Bestände werden in verschiedenen Katalogen nachgewiesen.
Ständige AusstellungDas TMA ist am Mittwoch und Samstag, 14.00 h bis 16.00 h gebührenfrei zugänglich (Führungen nach Absprache). Es zeigt in verschiedenen Räumlichkeiten zahlreiche Dokumente zu Leben und Werk. Der bedeutendste Ausstellungsraum ist das gegen die Stadt gelegene Zimmer mit Schreibtisch und anderem Mobiliar, Bibliothek, Bildern und Kunstgegenständen aus Thomas Manns Kilchberger Arbeitszimmer.Das TMA zeigt seine Archivalien auch an externen Ausstellungen im In- und Ausland.
Zentrale ForschungsstelleDie wissenschaftliche Benützung des TMA steht im Rahmen der Benützungsordnung allen Interessierten von Montag bis Freitag offen (Voranmeldung erforderlich). Das Lesezimmer versammelt Benützerinnen und Benützer jedweder geographischer und auch unterschiedlicher fachlicher Herkunft, welche die verschiedensten Themen bearbeiten.
Im Rahmen seiner faktischen und rechtlichen Möglichkeiten erteilt das TMA sodann Auskünfte und stellt Reproduktionen von Archivmaterialien zur Verfügung.